Predigt von Andreas Wittig zur silbernen Hochzeit 16.8.2011
Der Vers beinhaltet eine Fülle von Aussagen. Ich möchte 3 davon aufgreifen und skizzieren wie mich diese Aussagen ansprechen:
- Sicherheit: “Es ist ganz sicher …”
- Veränderung: “… das er bei euch begonnen hat …”
- Vollendung: “… bis zu dem Tag, an dem Jesus Christus wiederkommt.”
Sicherheit
Eine Aussage die anfängt mit “Es ist ganz sicher …” macht neugierig. Mit zunehmender Lebenserfahrung kann so eine Aussage auch Argwohn wecken. Was bitteschön von dem was wir tagein tagaus hören, sehen oder erleben ist denn sicher? Da gibt es das “öffentliche Leben” mit Nachrichten, Werbeversprechen, Prognosen, Verträgen, Abmachungen. Hier weiß jeder, dass in diesen Bereichen das Wort “Sicherheit” wohl am Häufigsten benutzt wird – aber dort sicherlich am Wenigsten zu suchen hat.
Dann gibt es die Naturwissenschaften; wir sind sehr geprägt davon. Ich auch. In der traditionellen Schule gab sich die Wissenschaft gern selbst den Anstrich, nur klar Beweisbares und Nachvollziehbares darzubieten und dies dann als Wahrheit darzustellen. Mit Wahrheit verbindet jeder Mensch auch Sicherheit. Je tiefer man nun in diese Materie eindringt, desto deutlicher wird man mit der Relativität des wissenschaftlichen Gebäudes konfontiert. Ein paar schöne, populäre Beispiele:
- Wie lang ist die Küste von Großbritannien? Antwort: Das hängt von der Betrachtungsweise ab.
- Was ist Raum, was ist Zeit, wie alt ist unser Universum? Antwort: alles relativ. Insbesondere sind alle Größen komplett außerhalb unseres Vorstellungsvermögens. Damit hängt zusammen:
- Gibt es “kleinste Teilchen”? Wie groß ist das Universum? Also die identische Frage nach dem Kleinsten und Größten. Antwort: Komplett unbekannt.
- Oder eine ganz aktuelle Frage: Was ist ein fehlerfreies Computerprogramm? Kann es so etwas überhaupt geben?
Es ist so, dass Antworten, die eigentlich einfach und offensichtlich erscheinen, bei intensiver Betrachtungsweise zu wanken beginnen. Im Bereich der Wissenschaften sind wir allerorten von Subjektivität und Relativität umgeben.
Mich ängstigt an dieser Stelle, wie leicht moderne Menschen bereit sind, Dinge zu glauben, die inhaltlich von uns nachweislich nicht durchdrungen werden können. Der Glaube an die Wissenschaften, der Glaube an deren Wahrheiten und Unfehlbarkeit ist leider auch “nur ein Glaube” – nicht etwa “Wissen” wie so häufig suggeriert wird. Darüber hinaus sind diese Glaubensinhalte sehr viel undurchsichtiger als die häufig belächelte “Gottesgläubigkeit”.
Mir geht es so, dass ich mein “Sicherheitsbedürfnis” aus den sogenannten wissenschaftlichen Bereichen nicht mehr stillen kann. Tiefer dringendes Studium hat mich letztlich immer nur weiter verunsichert.
Sicherheit habe ich in Glaubensaussagen der “Bibel” gefunden. Der Glaube an Gott, seinen Sohn und seinen alles umspannenden Geist scheint mit mittlerweile das Logischste zu sein, was uns hier in dieser Welt zusammenhält. Denn ganz offensichtlich steuern wir nicht den Lauf der Dinge. Und ebenso offensichtlich steuert sich der “Lauf der Dinge” auch nicht von selbst. Nicht an die Existenz Gottes zu glauben ist für mich ein Zeichen, dass wir innerhalb unseres menschlichen Vermögens teilweise noch nicht ganz zu Ende gedacht haben.
Veränderung
In der Mitte des Verses steht “… dass Gott sein Werk, das er bei euch durch den Glauben begonnen hat …”. Das heisst, wir sind nicht fertig, allwissend, am Ende aller Wege angekommen. Nein, Gott hat “begonnen”. Das klingt so, als ob wir am Anfang eines Weges stehen; das Meiste liegt noch vor uns.
Im Wort “Beginnen” liegt auch Dynamik und Veränderung. D.h. wir müssen nicht so bleiben wie wir sind. Wir dürfen uns entwickeln. Aus meiner Sicht etwas realistischer ausgedrückt: wir dürfen versuchen zu lernen, wie man sich hin zu Gott verändern kann – wiederum mit Gottes Hilfe.
- Zu dir kann ich so kommen wie ich bin. Ich muss nicht erst beweisen, dass ich besser werden kann.
- Bei dir darf ich mich geben wie ich bin. Ich muss nur ehrlich sein vor dir. Ich muss nichts vor dir verbergen, der mich schon so lange kennt.
- Das stimmt zuversichtlich: Ich muss nicht bleiben wie ich bin. Du willst einen Menschen aus mir machen, wie er dir gefällt. Ein Brief aus deiner Hand, voll mit Liebe.
Gott sieht unser Zögern, dennoch streckt er seine Hände zu uns hin. Es gilt unveränderlich das Gnadenangebot Gottes: Gott hat uns die Freiheit geschenkt:
- zu entscheiden, ob wir uns verändern wollen,
- zu suchen, durch wen und was wir uns verändern wollen
- zu entscheiden wohin wir uns verändern lassen wollen.
Um Veränderung zuzulassen bedarf es vieler Dinge, die wir nicht aus eigener Kraft erlangen können. Dazu gehören: Mut, Vision, Unterstützung, Zuspruch, gute Freunde, Gebet, Geduld, Vertrauen. Der Prozess der Veränderung ist Geschenk und Herausforderung zugleich.
Vollendung
Der Vers endet mit “… bis zu dem Tag, an dem Jesus Christus wiederkommt.”
D.h. doch: Wir sind nicht alleine, wir machen das nicht alles umsonst. Es gibt ein Ziel außerhalb unseres weltlichen Daseins. Eine Zusage die Mut macht und Sinn für das ganze Leben stiftet. Das Sprichwort “Matthäi am Letzten” 1 ist für jeden Tag aktuell. Es gibt ein Finale
- an dem unsere Sehnsüchte und Unzufriedenheiten gestillt werden
- an dem endlich Unordnung in Ordnung gebracht wird
- an dem Ungerechtigkeit als diese benannt wird
- an dem final Recht gesprochen wird
Resümee
Mit Blick auf die betrachtete Sequenz Sicherheit – Veränderung – Vollendung gilt:
- Gott ist Ursprung und Ziel allen Lebens. In unserer Begrenztheit können wir die Liebe Gottes nicht begreifen. Dieser Glaube ist ein Geschenk (=Gnade).
- Als geliebte Kinder Gottes, als Liebende in Ehe und Familie schauen wir dankbar auf die Geschenke aus Gottes großer Schatzkiste.
- Dankbar sind wir für unsere Kinder, die er uns geschenkt hat, die ein Ausdruck unserer Liebe füreinander sind.
- Wir dürfen glauben, dass Gott sein Werk, das er durch den Glauben in uns begonnen hat, zu Ende führen wird. Bis zu dem Tag, an dem Jesus Christus wiederkommt: “Matthäi am Letzten”.
- «Matthäi am Letzten» sagt man, wenn alles aus ist, wenn keine Hoffnung mehr besteht, wenn das Ende endgültig scheint. Dabei steht im letzten Vers des Matthäusevangeliums die beste Aussicht für unser Leben, die Menschheit und die ganze Welt: «Ich bin immer und überall bei euch, bis an das Ende dieser Welt!» (Matthäus 28,20). Die letzten Worte Jesu an seine Jünger sind wie ein Testament, wie ein Vermächtnis für alle Zeit und alle Menschen. ↩
DANKE für diese Auslegung zur Silberhochzeit mein Liebling…